Lyrikatelier Kerstin Fischer

 

Draußen, der dunkle Novembermorgen, wie eine schwarze, welke Tulpe. Ich taste mich vor, bis an die Ansicht meiner Person, mein Tunmüssen, heute etwas tun zu müssen, etwas zu ändern. Mein Radius fließt in tiefe Brunnen, aus denen weiße Tauben steigen. Ich gehe in fremde Bezirke und werde zur Eisblume. Eisblumenweiß mein Fingerabdruck. Ich schreibe und trinke aus dem Becher der letzten Jahre in kommendes Vergehen. Vielleicht werde ich Rilke lesen. 

Ich balanciere auf dem Tod und es tut gut, weil es Rettung ist, vor dem täglich übersättigendem Brot, das mehr und mehr im Feuer verbrennt. Ich trage Morgenrot am Leib, wenn du mit mir schläfst, und bleibe dennoch dunkler Ast, den das Altern der Hoffnung zerbricht. Am Siedepunkt des Gestern, der Siedepunkt des Morgens des Irgendwann bei dir in warmen, weichen Bergen.


19. November 2024




Am Morgen blüht mir der Garten ins Gesicht. Mein Wachtraum ist müde. Ich ordne die Ziffern des Moments. Du warst vor mir unter der japanischen Kirsche, im Winter, als die Wirklichkeit die Augen noch geschlossen hielt. Nun fühle ich deine Hand auf meinem Schatten. Kommst du mit mir ins Meer?  Du bist Welle. Du bist Glut, das Sterben der Kerzen auf der Totenfeier. Ich überwintere  in keinem Sarg. Meine Asche wird unter einem Baum leben. Wir leben noch.
Dann wieder der Herbst mit seiner wunden Zunge. Die Wege sind hart. Werden wir arm sein wie magere Teufel? Das Brot flieht aus den Augäpfeln. Was wird aus den Müttern, die ihre Söhne verlieren, im Krieg?


22.April.2023




















Die Stille ist die Transparenz der Phantasie ...


11.02.2023








Über den feuchten Acker

weht ein Rabe

seine schwarze Seide ...


Schreibtischvision 20.01.2023